Weine aus Zypern – ein kurzer Abriss:
Zypern hat eine sehr lange Weintradition. Es gibt auf Zypern Weinkeller, die seit ca. 3000 Jahren (vermutlich) ununterbrochen in Benutzung sind. Zypern gehört zu den ältesten Länder in Europa und weltweit, in denen Wein kultiviert wurde. Bereits vor den Mauern von Troja die sollen die griechischen Helden Wein aus Zypern dabeigehabt haben, jedenfalls erwähnt Homer die Weingewinnung aus getrockneten Trauben …
Exkurs zur Geschichte
Zypern – im Zentrum der Handelswege der Bronzezeit – ist wegen ihrer Fruchtbarkeit als Insel der Aphrodite bezeichnet worden. Das Eiland wurde lange von verschiedenen Stadtkönigtümern regiert, kam später unter Einfluss der Assyrer, Ägypter, Perser, gehörte zum Großreich von Alexander, wurde von Rom übernommen, war Teil des byzantinischen Reiches, musste Arabereinfälle erdulden.
Im Mittelalter wurde Zypern von den Kreuzfahrern beherrscht, speziell von der Lusignan-Dynastie. Dann kamen für eine kurze Zeit die Venezianer, bis um 1571 das osmanische Reich Zypern übernahm. Vermutlich in dieser Zeit erlebte der Weinbau auf Zypern einen Rückgang. Allerdings wurde die alte Tradition des Weinbaus lokal weitergepflegt – wohl hauptsächlich für privaten Gebrauch bzw. für Konsum im eigenen Lande.
Ab 1878 in Folge des russisch-osmanischen Krieges verpfändete das Osmanische Reich die Insel an Großbritannien. Einige der älteren Wein-Dynastien der Insel führen ihre Geschichte bis auf diese Zeit zurück. Der Weinbau wird unter britischem Management wohl wieder Fahrt aufgenommen haben, die Qualität ließ wohl aber noch Wünsche offen.
Ab 1925 war Zypern britische Kolonie. Schließlich konnte das freiheitsliebende, von der griechischen Bevölkerung dominierte Zypern 1960 seine staatliche Unabhängigkeit erlangen. Zunächst konnten sich die mehrheitlich griechischen mit den türkischstämmigen Zyprioten gut arrangieren. Und so hätte es in Ruhe weitergehen können. Aber der Nationalismus machte durch diese Rechnung einen Strich. Es wurde eskaliert. Schließlich standen sich das türkische und das griechische bzw. zypriotische Militär gegenüber. Es kam zur Zypernkrise 1974. Seitdem ist die Insel geteilt in einen türkisch besetzten und einen griechisch dominierten Teil, mit einer UN-kontrollierten Pufferzone dazwischen.
Traditionell gibt es gewisse kulturelle Nachbarschaften zwischen Griechenland und Russland (Schrift, Religion). So war auch stets ein Großteil der zypriotischen Weinproduktion für den russischen Markt gedacht. Lange Zeit war die Weinproduktion auf Zypern ausgelegt auf hohen Alkoholgehalt, mitunter auf süße Weine, die als Massenware exportiert wurden.
Dann kamen Perestroika und Glasnost über Russland, die zypriotische Weinproduktion, damals noch unter stärkerer staatlicher Aufsicht als Heute, erlebte eine Krise. In deren Folge wurde die Weinproduktion liberalisiert und ein Gründungsboom setzte ein. Wer bislang für das Restaurant der Familie, den Stand auf dem Touristenmarkt oder den privaten Konsum ein paar hundert Flaschen Wein nebenbei produziert hat, konnte nun loslegen. Das umtriebige Volk der Zyprioten hat seitdem eine beeindruckende Renaissance zypriotischer Weine ausgerollt, weg vom billigen süß-alkoholbetonten Massenwein, der vielleicht besser zur Grundlage von Sangria oder Glühwein taugt, hin zu Qualitätsweinen, die sich im international sehen lassen können.
Weine aus Zypern – Rebsorten
Seit der Liberalisierung der späten 1980er Jahre haben viele Weingüter zunächst auf international bekannte und anerkannte Rebsorten gesetzt, die für das trocken-warm-sonnige zypriotische Klima ideal angepasst sind, wie z. B. Syrah / Shiraz, Cabernet-Sauvignon, Mataro,
Als Weißwein-Rebsorte sind zu nennen u. a. Chardonnay, Viognier und tatsächlich auch Riesling.
Zu den weniger bekannten Rebsorten, die z. B. auch in Griechenland und auf den Insel kultiviert werden, zählen Agiorgitiko und Lefkada (rot) sowie Assyrtiko (weiß).
Allerdings – wen würde es wundern – gibt es auch einheimische Rebsorten die nur auf Zypern vorkommen. Zunächst Maratheftiko, Giannoudi, Mavro und Ofthalmo (rot), sodann Xinisteri, Morokanella, Kanella, Spourtiko, Muscat d’Alexandria und Promara (weiß). Inzwischen hat jedes Weingut sein Spitzen-Maratheftiko im Angebot sowie ein bis drei wirklich gute Xinisteri-Weine.
Weine aus Zypern – Ausblick
Und der Wandel geht weiter. So war z. B. die Mavro-Rebe früher ein Garant für süße, alkoholreiche Rotweine. Für viele Jahre wurde dieser Rebe das Potential für komplexe Qualitätsweine abgesprochen. Die Spourtiko-Rebe diente lange nur als Bestäubungshilfe für den nicht selbstbestäubenden Maratheftiko. Inzwischen gibt es Weine beachtlicher Qualität auch aus diesen beiden Rebsorten.
Sodann wird mit Fermentierungsideen herumexperimentiert – z. B. mit Spontanvergährung wie früher. Oder aber, man lasse den Most der weißen Beeren länger auf der Maische, wie sonst beim Rotwein üblich. Die beginnende Gährung entzieht sodann den Schalen Aromen und Farbstoffe, die sonst nicht im Weißwein vorkommen – und erhält einen orangen Wein. Oder es wird Weißwein in Fässern ausgebaut, in denen vorher Commandaria gereift hat (siehe unten).
Und es bleibt spannend: Gerüchteweise soll die in Südfrankreich beheimatete Rebsorte Altesse einst von Zypern her gekommen sein. Zur Zeit der Kreuzzüge gab es starke Verbindungen dorthin … und es gibt tatsächlich kleinere Weingärten mit dieser auf Zypern fast vergessenen Rebsorte. Die Weinwelt wartet auf weitere Überraschungen.
Commandaria – der älteste Markenwein der Welt
Kein Witz – die Produktmarke Commandaria gibt es seit der Zeit der Kreuzfahrer. Ob damals im 12. Jahrhundert in Spanien bereits Sherry produziert, ob in Portugal bereits der berühmte Portwein hergestellt wurde? Immerhin waren große Teile Spaniens und Portugals damals noch unter maurischer Herrschaft. Vermutlich ist diese Art der Produktion aber deutlich älter: Weinbeeren werden 2 Monate an der Sonne gedörrt und dann erst gekeltert. Das Ergebnis ist ein dichter, süßer, aromatisch irritierend komplexer Likörwein. Es gibt eine gewisse Ähnlichkeit zu den in Deutschland gelegentlich produzierten Eisweinen.
Fortifikation: Mitunter wird bei Produktion von Commandaria der Gärungsprozess mit Zugabe von hochprozentigem Alkohol aus Weindestillat gestoppt, um 1) die Restsüße zu erhalten, gleichzeitig aber 2) einen gewissen Alkoholgehalt zu erreichen. Der von uns angebotene Commandaria kommt allerdings ohne diesen Trick aus.
Vermutlich ist ja diese Methode der Weinproduktion im Kern deutlich älter. In der Antike wurde der Wein zum Trinken mit Wasser gemischt. Was sagt das über den damaligen Wein aus? War er hochkonzentriert? Wer weiß – vielleicht hatten die Jungs vor Troja auch einen solchen Wein mit dabei, um Körper und Geist nach langem Kampf zu stärken …